Die Aktienmärkte scheinen auf der Suche nach einer Richtung zu sein. Die europäischen Märkte werden in der Nähe der Anfang März erreichten Niveaus gehandelt, während die Schwellenmärkte unter den Anfang Januar erreichten Niveaus notieren. Die US-Aktienmärkte haben sich in diesem Jahr anders verhalten, was auf eine Handvoll Aktien zurückzuführen ist.
Die sogenannten „Magnificent Seven“ – Aktien wie Microsoft, Amazon und Alphabet – haben die Performance des S&P 500 Index im Jahr 2023 angekurbelt. Der Russell 2000, ein breiterer Index, bewegte sich jedoch seit Jahresbeginn per Saldo seitwärts.
Die Anleger wägen nach wie vor verschiedene Szenarien für die kommenden Monate ab, wobei sich eine sanftere Landung der Wirtschaft mehr und mehr zur Konsensmeinung entwickelt. Sowohl das Rezessionsszenario als auch das „No-Landing“-Szenario (Wirtschaftswachstum setzt sich fort, während die Inflation zurückgeht) werden als weniger wahrscheinlich angesehen, da die US-Wirtschaft einerseits widerstandsfähig bleibt, während China andererseits zu kämpfen hat. In dieser und in der nächsten Woche konzentrieren sich die Anleger auf die geldpolitischen Entscheidungen der EZB und der Federal Reserve. Die EZB beschloss am Donnerstag, ihren Leitzins um 25 Basispunkte zu erhöhen. Die Fed wird nächste Woche tagen.
Aus der Sicht der Sektoren haben 3 Sektoren im bisherigen Jahresverlauf deutlich besser abgeschnitten: Informationstechnologie, Kommunikationsdienste und zyklische Konsumgüter, die von den „Magnificent Seven“ angekurbelt wurden. Im Gegensatz dazu haben Versorger, Basiskonsumgüter und das Gesundheitswesen in diesem Jahr eine unterdurchschnittliche Performance gezeigt. Wenn die Zentralbanken weiterhin eine restriktive Haltung einnehmen, könnten sich die drei Sektoren, die in diesem Jahr eine überdurchschnittliche Performance erzielt haben, etwas konsolidieren. Wenn die Zentralbanken jedoch eine eher zurückhaltende Haltung einnehmen, könnten diese drei Sektoren weiter zulegen, ganz im Sinne der Redewendung „the trend is your friend“. Unterdessen hat sich der Energiesektor in den letzten Wochen deutlich verbessert, was auf die Erholung der Ölpreise zurückzuführen ist.
Anleihen – Wird die Fed die Zinsen anheben?
Nach der Zinserhöhung der EZB in dieser Woche richten sich nun alle Augen auf die Sitzung der Federal Reserve am kommenden Donnerstag. Beamte der Fed haben signalisiert, dass sie die Zinsen in diesem Monat konstant halten werden. Doch die Märkte rechnen derzeit mit einer 40-prozentigen Chance auf eine Zinserhöhung im November.
Die am Mittwoch veröffentlichten Inflationszahlen des Bureau of Labor Statistics zeigen, dass die Inflation im August auf 3,7 % (im Jahresvergleich) gestiegen ist. Dieser Anstieg wurde hauptsächlich durch Benzin- und Wohnungskosten verursacht. Besonders erfreulich war, dass die Kerninflation (ohne Lebensmittel- und Energiekosten) wie erwartet weiter zurückging, und zwar von 4,7 % im Juli auf 4,3 % im August. Die Fed achtet vor allem auf diese Kerninflationszahlen, da sie weniger schwankungsanfällig sind als die Gesamtinflationszahlen und einen besseren Indikator für die künftige Inflation darstellen.
Der Inflationsbericht war die letzte wichtige Wirtschaftsnachricht vor der Septembersitzung der Federal Reserve. Die Finanzmärkte gehen davon aus, dass die Fed die Zinssätze nächste Woche unverändert lassen wird. Die Fed-Beamten werden sich aber sicherlich ihre Optionen im Hinblick auf eine weitere Zinserhöhung zu einem späteren Zeitpunkt offen halten. Die Inflation liegt immer noch weit über dem Zielwert von 2 %, wobei höhere Energiepreise und ein angespannter Arbeitsmarkt ein Risiko für die künftige Inflationsentwicklung darstellen.
Die US-Renditen haben sich nach dem Inflationsbericht kaum bewegt. Die zweijährigen Renditen bewegen sich immer noch um 5 % und liegen damit nur leicht unter dem im August erreichten Höchststand. Die zehnjährigen Renditen konsolidieren sich ebenfalls und liegen über 4,2 %. In der Zwischenzeit ist die US-Renditekurve immer noch invertiert, was bedeutet, dass die langfristigen Renditen niedriger sind als die kurzfristigen Renditen.
Wir gehen nicht davon aus, dass die Fed die Zinsen nächste Woche anheben wird, und wir sind wahrscheinlich am Ende dieses Zinserhöhungszyklus angelangt. Kurzfristige Zinssätze sehen attraktiv aus, aber eine Investition in hochwertige Anleihen mit längeren Laufzeiten und einer längeren Duration (Zinssensitivität) ist die bessere Wahl, wenn Sie mit sinkenden Zinssätzen rechnen.
Quelle: https://www.bethmannbank.de/de/news-und-presse/finanzmarkt/wochenkommentar-auf-der-suche-nach-orientierung-20230915.html