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ifo-Index setzt Talfahrt fort

Das ifo Geschäftsklima deutet eine fortgesetzte Konjunkturlethargie an. Angesichts der derzeit schwierigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen ist fraglich, woher eine Stimmungswende kommen soll. Der Ausblick bleibt somit vorerst stark getrübt.

Das ifo Geschäftsklima hat seinen Abwärtstrend auch im August fortgesetzt. Nach vier Rückgängen in Folge erreicht es nach revidiert 87,4 im Juli nun einen Indexstand von 85,7 Punkten. Das ist der tiefste Stand seit zehn Monaten. Ausschlaggebend für den Rückgang ist, dass die Unternehmen ihre gegenwärtige Geschäftslage nochmals deutlich schlechter einschätzten (89,0 nach revidiert 91,4).
Die schon negativen Erwartungen wurden zudem weiter nach unten geschraubt. Mittlerweile zieht sich der Pessimismus durch alle großen Branchen. Es fehlt an Neuaufträgen, die Exporterwartungen sind weiter gefallen und der Wohnungsbau ist in der Rezession. Auch im Dienstleistungsgewerbe scheint nun die Rezession, unter der das Verarbeitende Gewerbe leidet, angekommen zu sein. Das ifo Geschäftsklima gibt wie andere Frühindikatoren ein klares Signal, dass die Schwächephase der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal anhält. Eine Stagnation der gesamtwirtschaftlichen Aktivität wäre schon ein großer Erfolg. Das Risiko einer BIP-Schrumpfung ist jedoch groß.

Die Gründe für die schlechte Stimmungslage sind vielfältig. Unternehmen bekommen zunehmend die Belastungen durch die globale restriktive Geldpolitik, die gestiegenen Finanzierungskosten und die schwache Auslandsnachfrage zu spüren. In den USA hält sich die Wirtschaft zwar noch wacker, der für die deutsche Exportwirtschaft wichtige Absatzmarkt China zeigt sich dagegen äußerst schwach. Kein Wunder, dass laut ifo Institut die Stimmung in der deutschen Exportindustrie aktuell so schlecht ist wie seit über drei Jahren nicht mehr. Ebenfalls nicht rund läuft es mit der Inlandskonjunktur. Hier deutet der schon länger abwärts gerichtete Trend bei den Inlandsaufträgen auf eine schwache Produktion von „morgen“.

Nicht gerade stimmungsfördernd sind zudem die politischen Streitigkeiten in der Ampelkoalition. Die Transformation der Wirtschaft zur Klimaneutralität ist dabei nur ein Thema. Unklare politische Rahmenbedingungen sorgen für viel Unsicherheit. Selbst wenn die Notwendigkeit zum Investieren gesehen wird, zeigen sich viele Unternehmen wegen fehlender Planungssicherheit abwartend und investieren (noch) nicht. Die Bundesregierung hat sich für die zweite Jahreshälfte zwar vorgenommen, sich mehr dem Thema Wirtschaft zu widmen. Eine umfassende Wachstumsagenda, die auch zu einer deutlichen Verbesserung der Standortfaktoren beiträgt, wird es aber wohl nicht werden. Das geplante „Wachstumschancengesetz“ wird unserer Ansicht nach allein nicht als Initialzündung ausreichen, damit Investitionen anspringen und die Wirtschaft sich durchgreifend belebt. Für Deutschland bleibt damit das Wachstumslicht weiter ausgeknipst.

Quelle: https://www.hal-privatbank.com/news/2023/ifo-index-setzt-talfahrt-fort


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