Die EWU-Wirtschaft ist im dritten Quartal 2023 etwas zurückgefallen.
Richtig auf die Beine kommen dürfte sie wegen zahlreicher Belastungsfaktoren
vorerst nicht. Der EZB spielt das bei der Inflationsbekämpfung
in die Karten. Auch ohne preisstabiles Umfeld kann sie daher
weiter abwarten und das höhere Leitzinsniveau wirken lassen.
Nachdem sich die Wirtschaft im Euroraum bislang halbwegs gehalten hatte, ist das
BIP im dritten Quartal 2023 um 0,1 % zum Vorquartal gesunken. Diese Entwicklung
bef.rdert haben von den gro.en L.ndern Deutschland (‒0,1 %) und Italien
(‒0,3 %). Dagegen gehalten haben Frankreich (+0,1 %) und Spanien (+0,3 %).
Wir erwarten, dass die schwache Konjunkturphase anhalten wird. Dies leiten wir aus
wichtigen Stimmungsindikatoren ab, die den Daumen bereits für das laufende Quartal
gesenkt halten. Insbesondere die von Unternehmen als schlecht beurteilte aktuelle
Lage h.lt Wachstumshoffnungen zurück. Spurlos an der Investitionsbereitschaft
vorbeigehen dürfte dies kaum. Aber auch andere Einflussfaktoren werden erst einmal
dafür sorgen, dass die Wachstumsbremse gezogen bleibt. Hierzu z.hlen wir vor
allem die schwache Weltwirtschaft, im internationalen Vergleich hohe Energiepreise
und das in der Realwirtschaft erst noch weiter ankommende hohe Zinsniveau. Letzteres
dürfte für eine niedrig bleibende Kreditnachfrage von privaten Haushalten und
Unternehmen sorgen. Einen Konjunktureinbruch erwarten wir weiterhin nicht, aber
eben auch keinen Aufw.rtstrend. Wegen des voraussichtlich schw.cher als bisher
erwartet ausfallenden Winterhalbjahres haben wir unsere BIP-Prognose für 2023
von 0,6 auf 0,5 % gesenkt. Für 2024 liegt die Prognose nun bei 0,5 % (vorher 0,9 %).
Von der Inflationsseite gab es heute gute Nachrichten: Nach 4,3 % im September
hat der im Vorjahresvergleich gemessene Verbraucherpreisanstieg im Oktober nur
noch 2,9 % betragen. Ma.geblich hierfür war ein Basiseffekt, da insbesondere die
Energiepreise vor einem Jahr stark gestiegen waren. Alles in allem hat sich die Lage
damit weiter entspannt, wozu alle vier HVPI-Hauptkomponenten (Dienstleistungen,
Energie, industrielle Güter, Lebensmittel) beigetragen haben. Dabei dürfte es dem
Grunde nach vorerst bleiben. Um den Jahreswechsel werden Basiseffekte die Inflationsrate
voraussichtlich zwar moderat steigen lassen. Anschlie.end wird sie unserer
Einsch.tzung nach aber sinken und eng um 3,0 % liegen. Ein preisstabiles Umfeld
gem.. der EZB-Definition von 2,0 % steht sobald also nicht bevor.
Die heutigen Daten dürften die EZB darin best.rken, ihre Zinspause fortzusetzen:
Wirtschaftlich leuchten vermehrt rote Lampen auf, gleichzeitig ist die Inflationsrate
weiter in Richtung des Preisziels zurückgefallen. Unserer Einsch.tzung nach hat die
EZB damit wichtige Argumente an der Hand, das h.here Zinsniveau durchwirken zu
lassen. Auch wenn wir eine weitere Zinsanhebung nicht prognostizieren, ist uns bewusst,
dass die EZB dies auf Basis ihres datengestützten Ansatzes durchaus anders
entscheiden kann. Die im ersten Quartal 2024 knapp über 3,0 % verharrende Inflationsrate
k.nnte hierzu beispielsweise den Ausschlag geben. Für wahrscheinlicher
halten wir es jedoch, dass die EZB darüber hinwegsehen und geduldig bleiben wird.
Quelle: Hal-Privatbank