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Bank J. Safra Sarasin: SNB muss kräftig intervenieren

Marktkommentar von Ursina Kubli, Ökonomin, Bank J. Safra Sarasin AG

Klingt die Franken-Nachfrage nicht ab, ist eine weitere Zinssenkung der SNB wahrscheinlich

Kontinuierliche Währungsinterventionen bergen diverse Schwierigkeiten: 1. Sie senken die Zinsunterschiede zu Euroland und reduzieren damit die Effektivität der Fremdwährungskäufe, 2. die Bilanzrisiken nehmen zu, 3. das internationale politische Umfeld wird komplizierter für Währungsinterventionen. Da die Nachfrage nach dem Schweizer Franken kaum abklingen wird, ist unserer Meinung nach eine weitere Zinssenkung der SNB wahrscheinlich.

Während einige Leser ein paar Tage in den Bergen geniessen durften, hat die SNB offensichtlich keine Zeit, sich zu erholen. Der steile Anstieg der Franken-Sichtguthaben bei der SNB deutet auf kräftige Währungsinterventionen der SNB. In den ersten acht Wochen des Jahres haben die Sichtguthaben bereits mehr als CHF 19 Mia. zugelegt. Im Vergleich zu den Interventionen der SNB im Jahr 2016 von insgesamt CHF 60 Mia. sind die gegenwärtigen Fremdwährungskäufe beachtlich.

Die politischen Risiken in Euroland sind der Hauptgrund für die Beliebtheit des Schweizer Frankens. Die kommenden Wahlen in Holland, Frankreich und Deutschland bergen die Gefahr, dass populistische Parteien Aufwind erhalten – ein Risiko, welches nach den Erfahrungen im letzten Jahr nicht mehr ignoriert werden kann. Angesichts der geringen Zinsunterschiede zwischen Euroland und der Schweiz werden Investoren für diese politischen Risiken nicht adäquat kompensiert.

Die SNB versucht, mit ihren Währungsinterventionen den Aufwertungsdruck auf den Franken zu lindern. Mit den Fremdwährungskäufen senkt sie jedoch die Renditen von deutschen Anleihen und stärkt somit ungewollt die Nachfrage nach dem Franken. Damit sind die Währungsinterventionen weniger effektiv.

Die Ausweitung der Zentralbankbilanz wird die Schwankungen der zukünftigen Gewinne bzw. Verluste der SNB verstärken. Diese Thematik wurde letzte Woche von der Deutschen Bundesbank aufgegriffen. In Anbetracht dieser Risiken hat die Bundesbank ihre Rückstellungen für generelle Risiken erhöht. Die Zentralbank-Bilanz der SNB ist jedoch einem höheren Risiko ausgesetzt. Erstens ist die SNB-Bilanz auf rund 115% vom BIP angewachsen, während die Bilanz der Bundesbank 46% vom deutschen BIP beträgt. Zweitens ist die SNB-Bilanz hohen Währungsschwankungen ausgesetzt, da mehr als 90% der Anlagen in Fremdwährungen notieren. Setzt die SNB ihre Währungsinterventionen in dem jetzigen Ausmass fort, dürften die Bilanz-Risiken der SNB ebenfalls wieder zum Thema werden.

Ein weiterer Belastungsfaktor für die Deviseninterventionen kommt von der internationalen Politik. Kommentare der Trump-Administration bezüglich der Währungspolitik nicht nur in China, sondern auch Japan und Deutschland dürften das politische Klima für Währungsinterventionen prägen. Das US-Finanzministerium hat die Schweiz im Oktober 2016 auf die Liste derjenigen Länder gesetzt, welche möglicherweise ihre Währungen manipulieren. Gemäss den jetzigen Kriterien erfüllt die Schweiz zwei von drei der Manipulations-Faktoren. Die Tatsache, dass die SNB gegen eine deutlich überbewertete Währung interveniert, dürfte die Trump-Administration wenig beeindrucken.

Angesichts der Schwierigkeiten der Währungsinterventionen dürfte die SNB etwas zurückhaltender sein mit weitreichenden Währungsinterventionen. Eine weitere Zinssenkung scheint uns demnach wahrscheinlich, da grössere Zinsunterschiede zu Euroland die Nachfrage nach dem Franken bremsen würde. Wir gehen davon aus, dass die SNB eine Kombination der drei (ungeliebten) Optionen benützen wird: 1. eine geringfügige Aufwertung des Schweizer Franken, 2. weitere Währungsinterventionen, 3. eine weitere Zinssenkung.


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