Skip to main content

Fed im Wartemodus

Die US-Notenbank hat ihre Leitzinsspanne gestern unverändert beibehalten. Die Tür für eine weitere Leitzinserhöhung in diesem Jahr bleibt offen. Wir bleiben aber der Ansicht, dass die Inflation weiter auf dem Rückzug und der Zinsstraffungszyklus deshalb abgeschlossen ist.

Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank hat gestern die Leitzinszielspanne bei 5,25 bis 5,50 % belassen. Seine Leitzinserhöhungsneigung hielt er jedoch bei, da sich das Inflationsumfeld noch nicht ausreichend entspannt hat. Ob die Zielspanne noch weiter angehoben wird, hängt von der jeweiligen Datenlage ab, die von Sitzung zu Sitzung bewertet wird. Trotz des leitzinsseitigen Stillhaltens wird sich der geldpolitische Restriktionskurs weiter verschärfen, denn die Fed hält an ihrem Plan fest, ihr Anleiheportfolio um bis zu 95 Mrd. US-$ pro Monat zu schrumpfen. Aus den aktualisierten makroökonomischen Projektionen der FOMC-Mitglieder geht hervor, dass für Ende dieses Jahres ein im Vergleich zur Juni-Sitzung deutlich höheres BIP-Wachstum erwartet wird.

Der Inflationsanstieg –bezogen auf den KernKonsumdeflator – wird dagegen etwas günstiger eingeschätzt. Beim Leitzins liegt der Median für Ende 2023 unverändert bei 5,6 %, was bedeutet, dass auf den zwei verbleibenden Sitzungen möglicherweise noch eine weitere Zinserhöhung als notwendig erachtet wird. Aufgrund der robusteren Wirtschaftsaktivität werden für 2024 nun nicht mehr vier, sondern nur noch zwei Zinssenkungen von insgesamt 50 Basispunkten avisiert. Ebenso wird das Leitzinsniveau für 2025 einen halben Prozentpunkt höher angesiedelt als bislang signalisiert. Auf der Pressekonferenz betonte Fed-Chef Jerome Powell jedoch, dass derartige Projektionen kein Versprechen für ein entsprechendes Handeln sind. Wir teilen diesen Hinweis voll und ganz und verweisen hier auf unsere zweite Grafik (links): Sie zeigt, wie stark die FOMC-Mitglieder innerhalb kürzester Zeit ihre Leitzinseinschätzungen änderten. Für uns ist es gut nachvollziehbar, dass nach der massiven Leitzinsstraffung von insgesamt 525 Basispunkten seit März 2022 die Fed das erreichte Zinsniveau nun
erst einmal durchwirken lassen möchte, sich aber alle Optionen offenhält, denn die US-Wirtschaft weist immer noch eine bemerkenswert hohe Resilienz auf. Sie wird unserer Einschätzung nach in den kommenden Quartalen weiter an Fahrt verlieren, ohne jedoch in eine Rezession abzurutschen. Der Trend zu niedrigeren Beschäftigungszuwächsen dürfte sich fortsetzen, die Zahl offener Stellen noch deutlicher sinken. Die nachlassende Arbeitskräftenachfrage schlägt sich früher oder später in einem geringeren Lohnwachstum nieder. Auch inflationsseitig rechnen wir mit einer weiteren Entspannung. Bei den derzeit noch zu hohen Kerninflationsraten (Verbraucherpreise, Konsumdeflator) geht der Weg gemächlich nach unten, mitunter auch holprig. Über etwaige Inflationshüpfer sollte die Fed geduldig hinwegsehen und nicht mit einer weiteren Zinserhöhung reagieren. Das Zinserhöhungsrisiko haben wir zwar auf dem Radar, gehen aber davon aus, dass das hohe Leitzinsniveau für längere Zeit beibehalten wird. Bis zum Frühjahr des kommenden Jahres dürfte im Offenmarktausschuss dann die Überzeugung wachsen, dass die Inflation auf gutem Weg zum 2-%-Preisziel und ein stark restriktiver Kurs deshalb nicht mehr notwendig ist. Eine erste vorsichtige Leitzinssenkung erwarten wir zur Jahresmitte 2024, weitere
Lockerungsschritte dürften in der zweiten Jahreshälfte folgen.

Quelle: https://www.hal-privatbank.com/news/2023/fed-im-wartemodus


Über den Autor


Ähnliche Beiträge


Keine Kommentare vorhanden


Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*